„Chico“ (Rafael Alcaide García)

Restaurantfachmann, Inhaber des Fischrestaurants El Caleño
Málaga, Spanien
Er gehört zu den Urgesteinen am Strand in Málaga: Der Gastwirt „El Chico“ und sein Fischrestaurant „El Caleño“. Wie er seinen Tag gestaltet, haben wir uns angeschaut.
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El Palo in Málaga
Málaga ist die Hauptstadt der Costa del Sol in Andalusien. Das Stadtviertel El Palo war früher ein Fischerdorf und ist nun bekannt für Strandterrassen, Restaurants und Bars, in denen man noch die ursprüngliche Atmosphäre der Chiringuitos spüren kann. Ein Fischrestaurant direkt am Strand, das einfach gehalten ist und in dem man frischen Fisch genießen kann.09:30
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„Chico“ (Rafael Alcaide García), Restaurantfachmann, Inhaber des Fischrestaurants El Caleño aus Málaga, Spanien
Meinen Namen kennt fast keiner“, antwortet Rafael Alcaide García grinsend auf unsere erste Interviewfrage. Stadtbekannt ist er als „Chico“ – spanisch für „Junge“, so wie ihn sein Vater damals nannte. Er ist der Besitzer und Chef eines der besten und bekanntesten Fischrestaurants am Stand Málagas. Chicos Team besteht im Winter aus fünf und im Sommer aus elf Mitarbeitern, doch auch er selbst ist in jedem Arbeitsschritt beteiligt, mit Ausnahme der Küche. Dieser Bereich ist Hoheitsgebiet seiner Frau, die von Anfang an das Restaurant mit ihm aufbaute.
Chico wurde 1958 in Málaga geboren und arbeitete vor seiner Zeit im Restaurant als Autowäscher und wurde nach dem Militärdienst arbeitslos. Als er neben dem Restaurant „El Gaucho“ auf seine Freundin wartete, mit der er verabredet war, fragte er den Restaurantchef spontan, ob sie einen Mitarbeiter benötigen. Als seine Freundin am Treffpunkt erschien, hatte Chico bereits einen Job und entschuldigte sich: „Sorry meine Liebe, ich arbeite gerade“. Später fand auch sie dort eine Anstellung als Köchin.
Nach einer Weile war Chico der Mann für alles im Restaurant. „Manche glaubten, ich sei der Besitzer“, erinnert sich Chico. Acht Jahre später entschlossen sich seine Frau – die Köchin – und er, ein eigenes Fischrestaurant zu leiten. Der Anfang war schwer. Zwar wussten sie nun, wie der Fisch zubereitet und serviert wird, doch vom Fischmarkt und Restaurant-Management hatten sie keine Kenntnisse. Nun, nach Jahren des Learning by doing, nach harten Zeiten und langsam zunehmendem Erfolg genießt ihr Restaurant einen ausgezeichneten Ruf und ist meist voll besetzt. Im letzten Jahr konnten sie die Hypothek der Immobilie voll abbezahlen und freuen sich auf einfachere Zeiten.
Katrin Haase und Javier Pérez-Lanzac begleiteten Chico an einem sonnigen Wintertag in Málaga.

Wie kamst du zu deinem Job?
Die Not brachte mich zu diesem Beruf. Ich war nach dem Militärdienst arbeitslos und fragte spontan in einem Restaurant, ob sie Mitarbeiter suchen. So kam ich ins Gastronomiebewerbe. Nach einer Zeit wollte ich mein eigenes Restaurant aufmachen, seitdem gibt es das Restaurant „El Caleño“.

Was inspiriert dich?
Mich jeden Tag immer wieder durchzubeißen.
Was ist positiv an deinem Job?
Ein erfolgreicher Tag macht mich zufrieden. Auch genieße ich die sozialen Momente mit meinen Gästen und meinem Team, auf das ich stolz bin.
Und was negativ?
Der Job ist sehr arbeitsaufwändig, ich muss viele Stunden pro Tag arbeiten. Ich kenne keinen Sommerurlaub, keine Ostern, keine Weihnachten. Meine Frau kennt das ebenfalls nicht. Außerdem hängen wir vom Meer, vom Wetter und vom Fischmarkt ab. Diese Schwankungen machen einem das Arbeitsleben schwer.

Würdest du den Job weiterempfehlen?
Nein.
Was sind deine drei wichtigen Worktools?
Meine Frau, mein Kopf und die Tiefkühltruhe. Ohne meine Frau würde das Restaurant keinen Erfolg haben.
Was rätst du Neueinsteigern?
Sie sollten von vorn herein akzeptieren, dass es keine festen Arbeitszeiten gibt. Sie sollten fleißig, rechtschaffen und hart arbeiten. Und sie sollten ihren Beruf lieben. Wenn das alles zutrifft, dann könnten sie eines Tages ihr eigener Chef sein. Das ist immer besser, als gegen Lohn zu arbeiten.
Wie schätzt du die Zukunft deines Berufsfelds ein?
Wegen der Überfischung der Meere wird es immer weniger Frischfisch geben. Besonders große Schuld daran hat die Schleppnetzfischerei. Sie zieht alles aus dem Meer heraus und tötet es: Fische, Krebse, Algen, Riffs. Aber das Gastronomiegewerbe wird es immer geben, denn essen werden die Menschen immer. Es wird nur immer teuerer werden.

Was möchtest du noch erreichen?
Ich möchte in Zukunft weniger oder gar nicht mehr arbeiten. Vielleicht schließe ich das Restaurant irgendwann und eröffne eine Strandbar.
Welchen Ausgleich gönnst du dir?
Meinen Domino-Stammtisch. Ich besuche auch gern Freunde oder schaue Filme. Aber richtig abschalten kann ich nie.
Interview und Fotografie: Javier Pérez-Lanzac und Katrin Haase
Steckbrief
- Alter: 60
- Wohnort: Málaga, Spanien
- Beruf: Restaurantfachmann, Inhaber des Fischrestaurants El Caleño
- Branche: Gaststättengewerbe
- Anzahl an Arbeitstagen: 6
- Arbeitsstunden pro Tag: 10
- Pausen pro Tag: 2
- Status: selbstständig
Kontakt
Adresse: Calle de los Cenacheros, 16, 29017 Málaga, Spanien
Telefon: +34 952 29 91 48